Lilli Koisser

3 gute Gründe, warum man Social Media nicht auslagern kann

Seit einiger Zeit biete ich die aktive Betreuung von Facebook-Seiten und Twitter-Kanälen nicht mehr an. Warum? Weil man Social Media meiner Meinung nach nicht sinnvoll abgeben kann. Und zwar aus diesen 3 Gründen:

Social Media auslagern

1. Du kannst die Positionierung nicht auslagern.

Es ist zu viel verlangt, einem Externen einen so wichtigen Teil der Unternehmenskommunikation umzuhängen. Ich weiß nicht im vollen Umfang, wie deine Marke ausgerichtet ist, auf welchen Werten sie aufbaut und wie deine Kund*innen und du selbst dich sehen. Jedes Mal, wenn ich ein Social-Media-Projekt bekommen habe, waren sehr wenig Hintergrundinfos zu Markt, Zielgruppe, Marke, Tonalität etc. im Spiel. Ich möchte deiner Kommunikation nicht meinen eigenen Stempel aufdrücken, denn das ist schließlich nicht der Sinn der Sache.

Ich habe das Gefühl, dass viele Unternehmen die lästige Aufgabe einfach nur abgeben wollen. „Wir brauchen auch eine Facebook-Seite, ach, das soll eine Freelancerin machen.“ (Ich rede vorrangig von KMU.) Was viele noch nicht begreifen ist, dass Social Media mittlerweile ihre wichtigste Repräsentation nach außen ist. Das kann einschüchternd sein, aber deswegen sollte man nicht den Kopf in den Sand stecken und die Verantwortung abgeben. Denn:

2. Du kannst die Verantwortung nicht auslagern.

Als Freelancerin arbeite ich derzeit auf Stundenbasis. Social Media ist aber kein 9-to-5-Job, der auch mal ruhen oder verschoben werden kann. Deine Kund*innen möchten auch – und manchmal vor allem – am Abend und am Wochenende mit Marken und Unternehmen kommunizieren. Das bedeutet für den Betreuer der Seite, „always on“ zu sein. Und das ist für eine Agentur oder eine Freelancerin suboptimal und in der Realität schwer durchführbar.

Abgesehen vom zeitlichen geht es aber auch um das inhaltliche Commitment: Für einen Freelancer ist deine Facebook-Seite nur ein Job von vielen. Sorry, aber das ist leider die Wahrheit. Es ist etwas, das ich erledige, um Geld zu verdienen – nicht mehr und nicht weniger. Wenn die Seite intern betreut wird, steht eine ganz andere Verpflichtung und Hingabe dahinter, und diese sollte auch im Unternehmen verankert sein. Immerhin geht es um die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen:

Social Media auslagern

3. Du kannst die Kommunikation mit deinen Kund*innen nicht auslagern.

Am allerwichtigsten: Warum sollte ich oder eine Agentur mit deinen Kund*innen kommunizieren? Möchtest du das nicht selbst tun? Ist das nicht die wichtigste Aufgabe in jedem Unternehmen? Gerade bei Einzel- und Kleinunternehmen ist es essentiell, dass deine Kund*innen dich kennenlernen und eine persönliche Beziehung zu dir aufbauen können.

Traue dich deswegen, dich online zu zeigen und mit deinen Kund*innen ins Gespräch zu kommen. Und sende dabei nicht nur Botschaften hinaus, sondern höre auch ganz genau zu – du wirst dich wundern, was du alles über deine Zielgruppe erfährst. So wird es für dich im nächsten Schritt viel leichter, attraktive Angebote und Marketing-Texte zu entwickeln!

Was tun, wenn du Social Media auslagern möchtest?

Keine Angst, du musst nicht alles alleine gebacken kriegen. Hol dir Spezialist*innen ins Boot, um Inhalte und Redaktionspläne produzieren zu lassen: Texte, Bilder, Videos, Landingpages etc. können andere gut für dich erstellen. Aber gehe selbst die Verpflichtung ein, diese Inhalte online zu verbreiten, mit deinen Zielgruppen zu teilen und den Dialog mit deinen Kund*innen zu suchen (und in Gang zu halten). Denn das ist deine Aufgabe und nicht die von Externen!

Wie stehst du zu diesem Thema? Hinterlasse gerne unten einen Kommentar und diskutiere mit!

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11 Antworten

  1. Liebe Nicole,
    ich freue mich, dass du mich entdeckt hast. 🙂
    Danke für deine Meinung und die sehr richtigen Inputs! Dass Unternehmen aus arbeitsrechtlichen Gründen ihre Angestellten nicht immer zum Community Management rund um die Uhr verdonnern können, habe ich mir so noch nie überlegt. Das ist natürlich ein Argument!
    LG Lilli

  2. Servus Lilly,

    Deinen Blog und speziell diesen Artikel habe ich gerade übers Juttas Fundstücke entdeckt.

    Ich selbst begleite Unternehmen bei der Einführung von Social Media. Redaktionelle Betreuung übernehme ich nur bedingt und auch nur wenn es klare Absprachen hinsichtlich Ziele, Zielgruppe und Wording gibt. Auch müssen Schnittstellen nach innen geschaffen werden sowie Redaktionspläne abgesprochen werden. Dann geht das schon.

    Ich gebe Dir recht, dass man das Unternehmen dazu kennen und auch mal ein paar Tage oder Wochen vor Ort verbringen muss.

    Manchmal geht aber auch nur die Betreuung über Freelancer. Gerade wenn es um Datenschutzfragen oder Arbeitsrecht geht. Rufbereitschaft kann nicht immer intern aufrecht erhalten werden, redaktionelle Verantwortung besteht aber seitens des Unternehmens dennoch.

    Prozesse und Strukturen müssen so oder so geschaffen werden – ob interne oder externe Betreuung. Das ist allerdings insbesondere Unternehmen im Klein- und Mittelstandsbereich selten klar. Und es gilt die Devise: „Das bisschen Facebook…“ Der Fehler besteht oftmals darin, dass keine Verbindung zu den übergeordneten Unternehmenszielen geschaffen wird.

    lg nicole

  3. Hallo Ben,
    danke für deinen Kommentar und die wertvolle Ergänzung zu meinem Artikel!
    Ich wusste gar nicht, dass du bei Unbounce bist?! Sehr cool!
    Ich sehe es genauso: Ein Social Media Manager jongliert ja tagtäglich mit Inhalten und die werden immer mehr im Unternehmen selbst produziert – es macht also Sinn und wird darauf hinauslaufen, das alles zu verweben. Auch die blinden Flecken und verborgenen Inhalte kenne ich 😉
    Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, regelmäßig Texte und Inhalte zu liefern bzw. als konzeptioneller Startschuss, wie du sagst, zu fungieren. Aber das Community Management möchte ich aus Überzeugung und den genannten Gründen nicht machen. Außerdem macht es mir keinen Spaß 😛

  4. Hallo Lilli,

    die Social Media wird unterschätzt, das stimmt. Ich rate auch dazu, dass sie intern abgewickelt wird.

    INTERNE LÖSUNG: PRO

    1. Wie das Content Marketing ist die Social Media essentieller Bestandteil der Unternehmenskommunikation. Und wer ist dichter an der Marke, als das eigene Team? Authentizität ist ein Bonus und lässt den Kunden auch mal Fehler des Unternehmens verzeihen.

    2. Social Media Manager wird es irgendwann nicht mehr geben. Sie werden Content Manager oder Content Marketing Manager, irgendwas mit „Content“ heißen. In meinem vorherigen Job (Helpling) war ich Content & Social Media Manager und jetzt bin ich Community & Content Marketing Manager (Unbounce) – ein klarer Hinweis darauf, dass sich das Aufgabengebiet eben nicht nur auf „ein bisschen hin und her tweeten“ beschränken lässt.

    3. Wer die Social Media Inhouse löst, der schult gleichzeitig das eigene Personal im Umgang mit zeitgemäßen Medien und im Umgang mit der Zielgruppe. Das ist wertvolles Wissen. So baut man Mitarbeiter auf! Bei Unbounce ist unsere Social Strategin jetzt in den bereich Customer Success gewechselt – so bleibt das Wissen im Unternehmen und andere Bereiche können davon lernen.

    INTERNE LÖSUNG: CONTRA

    1. Eine extrene Firma könnte die Social Media 24/7 Kanal betreuen, da z.B. immer jemand eine Schicht schieben könnte. Das lohnt sich natürlich, wenn man viele Kunden betreut und immer etwas passiert, auch nachts. So muss der KMU die Betreuung nicht alleine finanzieren.

    2. Manchmal ist ein Blick von außen hilfreich. Viele KMUs sehen gar nicht, dass sie tolle Inhalte zum Sharen haben – diese Blindheit kennt man ja.

    Vielleicht solltest du deine Dienste eher konzeptionell und als Startschuss anbieten, damit Social Media bei KMUs ins Rollen kommt. Das ist eine sinnvolle Lösung – oder?

  5. Liebe Jutta, vielen Dank für dein nettes Kommentar und die Erwähnung in der Contentkiste! 🙂 Das freut mich sehr.
    Ich hab mich mit dem Artikel ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt und bin froh, dass er auf solche Zustimmung stößt!
    GLG aus Wien

  6. Hallo Lilli,

    ich sehe das genauso und rate auch immer, wenn möglich die Kommunikation über Social Media selbst zu übernehmen und sich nur unterstützen zu lassen. Viele denken, wenn sie das auslagern hätten sie keine Arbeit mehr damit – eben dies ist ein Trugschluss. Denn einem externen Dienstleister die ganzen Informationen, Werte etc. mitzuteilen, dass dieser seine Arbeit gut machen kann, nimmt auch viel Zeit in Anspruch.

    Ich habe deinen Beitrag in meine Fundstücke des Monats Mai aufgenommen 🙂

    Lieben Gruß
    Jutta

  7. Ausgezeichneter Beitrag! Ich habe das gleiche Thema vor einigen Monaten mit einem Kunden besprochen. Natürlich sehen viele Unternehmer den Bereich Social Media als nicht so ganz ernst zu nehmen an, aber im Grunde ist jede Art von Unternehmenskommunikation nach innen und außen viel zu wichtig, um auch nur an Outsourcing zu denken. Man kann von einem Freelancer nicht erwarten, dass er die gleiche Leidenschaft für das eigene Thema an den Tag legt, wie es Cyrano de Bergerac für die Liebesbriefe von Christian de Neuvillette getan hat.

  8. Genau dieselben Gedanken habe ich mir auch vor Kurzem gemacht. Ich finde, du hast es wieder treffend auf den Punkt gebracht. Natürlich kann man fremde Social Media Kanäle betreuen, aber ist das eine optimale Lösung?
    Toll, dass du hier einen Strich gezogen hast und auch ziehen konntest.

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